Krokodil, Saltie, beim Beutefang
Jagdverhalten des Leistenkrokodils (Saltwater Crocodile) im Mary River, beim Zuschnappen werden die Augen geschlossen

An der Barrage des Mary Rivers am Shady Camp kann man gut bei Springtiden das Jagdverhalten von mittelgroßen bis großen Leistenkrokodilen beobachten. Man benötigt aber viel Zeit und Geduld.

Jagdverhalten von Leisten- Krokodilen (Saltwater Crocodile)

Der Tod, der aus dem Wasser kommt:
Krokodile sind opportunistische Jäger, sie jagen alle Tiere in entsprechender Größe, die sich in ihrem Revier befinden und die sie überwältigen können, sei es im Wasser oder am Rande des Gewässers. Ein Krokodil erscheint während der meisten Stunden des Tages lethargisch auf einer Sandbank zu liegen oder im Wasser zu liegen. Falls ein Opfer aber in erreichbare Nähe gelangt, kann es außerordentlich schnell, ja explosionsartig das Beutetier attackieren. Das ist eine Strategie, die es dieser Tiergruppe ermöglicht hat, Jahrmillionen zu überleben. Es ist eine Methode Energie zu sparen, so dass Krokodile ohne Probleme monatelang hungern können oder nur ab und zu eine Beute machen müssen.

Beutejagd von kleinen Krokodilen:

Junge Krokodile halten sich den größten Teil der Zeit in der Vegetation des Gewässerrandes auf und fressen hauptsächlich kleinere Tiere wie Insekten, Amphibien, Krebse und kleinere Fische. Je größer die Krokodile herangewachsen sind, desto größer wird die Beute, die sie überwältigen können. Mittelgroße leben von Fischen, Schlangen, Schildkröten und kleineren Säugern. Kleinere Artgenossen fallen ihnen genauso zum Opfer. (Dieses ist wohl auch ein wichtiges Stellglied der Regulation der Populationsdichte dieser Krokodile.) Große ausgewachsene Tiere besitzen die Kraft, größere Säuger wie Kängurus, Wildschweine, Rinder und Pferde, die zur Tränke kommen, zu überwältigen. Auch der Mensch passt in ihr Beuteschema. Jedes Jahr fallen in Australien Menschen, die die Reaktionsschnelligkeit und die Gefährlichkeit der Leistenkrokodile unterschätzen, diesen Jägern zum Opfer.

Beim Erbeuten von Insekten usw. orientieren sich junge Krokodile mit Hilfe ihrer Augen. Sie schnappen einfach mit ihren Kiefern nach der sich bewegenden Beute. Fische werden von mittelgroßen Krokodilen oft geduldig verfolgt und durch ein plötzliches Zupacken mit ihren Kiefern gefangen. Das ist auch nachts, ihre wichtigste Jagdzeit, möglich, wenn sie ihr Maul mindestens halb im Wasser haben. Auch bei völliger Dunkelheit können sie sehr genau die Beute orten, die sich im Wasser oder am Rande des Wassers befindet. Sie können die kleinsten Bewegungen im Wasser mit Hilfe von Tastsinneszellen, die sich in Noppen auf der Schnauze und im Maul befinden, wahrnehmen. Nach dem Zupacken muss das Krokodil an die Wasseroberfläche, um die Beute Kopf voran verschlingen zu können. Auch für große Krokodile sind Fische ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung.
In Gebieten, in denen Krokodile leben, sollte man dementsprechend nie auch nur das Wasser berühren, auch wenn man keines dieser Raubtiere sieht. Es könnte eines untergetaucht am Gewässerrand lauern.

Leistenkrokodil beim Fang von Fischen
Ein großes Leistenkrokodil (Saltwater Crocodile) bei der Jagd auf Fische

Jagdverhalten großer Krokodile:

Große Krokodile legen sich meist am Gewässerrand auf die Lauer und warten auf Beute, bis diese in die Reichweite ihrer mächtigen Kiefer gelangt. Dabei lernen sie, wo die besten Plätze sind, damit die Jagd möglichst erfolgreich bei möglichst geringem Einsatz von Energie ist.

Wegen der Ansammlung von Fischen ist die Barrage im Mary River solch ein Ort. Weil hier regelmäßig Menschen am und auf dem Wasser aktiv sind, ist es auch verboten, die Tiere hier zu füttern oder Fischabfälle ins Flusswasser zu entsorgen.

Diese Tiere legen sich hauptsächlich nachts auf Lauer. Der größte Teil ihres Körpers ist untergetaucht, nur Augen und Nasenöffnungen ragen aus dem Wasser. Einem Opfer können sie sich ohne irgendwelche heftige Bewegungen geräuschlos nähern.
Auch Unterwasser können sie sehen, sie schieben ein besonderes Augenlid, die durchsichtige Nickhaut über das Auge und sehen so wie durch eine Taucherbrille.
Dieses gilt auch nachts, die tagsüber schlitzförmige Pupille wird weit geöffnet, ein Tapetum lucidum, eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut mit ihren Sehzellen sorgt für eine höhere Lichtempfindlichkeit. Deswegen reflektieren die Krokodilsaugen auch nachts das Licht.

Diese Lauerstellung können sie aber nur einhalten, wenn sie spezifisch etwas schwerer als das Wasser sind. (Durch ihre großen Lungen würden sie nicht halb untergetaucht warten können.) Dazu schlucken sie Steine, die im Magen als Ballast liegen und ihr spezifisches Gewicht erhöhen. Gleichzeitig dienen diese Steine (Gastrolithen) als Mahlsteine. Die hinuntergeschluckte Beute wird zwischen den Steinen durch die Muskelbewegung des Magens zermalmt, wodurch deren Verdauung erleichtert ist. (Diese Methode haben schon manche Dinosaurier angewandt, heute machen das u.a. viele Vögel.)

Ca. eine Stunde lang können sie untergetaucht lauern, indem sie die Herzschlagfrequenz auf 2-3 Schläge pro Minute reduzieren und dadurch viel Energie sparen.

Befindet sich die Beute in erreichbarer Nähe, so schnellen sie mit Hilfe des sehr muskulösen Schwanzes aus dem Wasser und packen das Opfer mit den mächtigen Kiefern - häufig an einem Bein oder an der Schnauze. Dabei entwickeln sie mit Hilfe ihrer starken Kiefermuskulatur eine sehr hohe Beißkraft, so dass ein Entkommen des Opfers normalerweise unmöglich ist. (Dagegen sind die Muskeln zur Öffnung des Maules nur schwach, so dass man relativ (!) leicht einem Krokodil das Maul zuhalten kann.)

Wenn das Beutetier nicht schon durch den enormen Druck der Kiefer beim Zubeißen getötet worden ist, benutzen sie ihre außergewöhnliche Kraft, um es ins Wasser zu ziehen und zu ertränken. Wehrt sich ein kräftiges Opfer dagegen erfolgreich, so dreht sich das Krokodil um seine Längsachse, es wendet die sogenannte Todesrolle an, so dass das Opfer seine Balance und seinen Halt verliert und viel leichter ins Wasser gezogen werden kann.

Die Zähne sind alle konisch zugespitzt und sind ideal, um ein Beutetier festzuhalten. Aber sie sind nicht geeignet, größere Beute in passende Teilstücke zu zerlegen, was aber notwendig ist, um sie verschlucken zu können.
Dazu wenden sie verschiedene Techniken an. Weichere Teile der zu großen Beute werden kräftig mit den Kiefern gepackt und durch heftiges Schütteln des Kopfes abgetrennt. Gliedmaßen werden nach dem Anpacken durch Drehen um die Längsachse aus dem Körper gelöst. Kann die Beute auf Grund ihrer Größe nicht an einem Tag gefressen werden, so wird sie im Wasser unter Wurzeln etc. versteckt. Im Zustand des Verwesens kann sie sogar noch leichter in Teilstücke zerlegt werden. Dabei stört der Grad der Verwesung keineswegs.

Leistenkrokodil bei der Jagd
Leisten-Krokodil in Lauerstellung beim Fang von Fischen