Die
Nullarbor Ebene:
2-3
Tage lang nur fahren - ermüdend, eintönig und
langweilig? Die Nullarbor, eine der langweiligsten und verlassensten
Landschaften der Welt?
1840-41 hat Edward Eyre als erster Europäer
die Nullarbor durchquert, der über diese Landschaft
schrieb: "... eine Gegend, in die man nur in den schlimmsten
Alpträumen gerät".
Er hatte eine neue Route für den Viehtrieb zwischen
den Kolonien von Adelaide und dem heutigen Perth gesucht.
Seine Expedition aber kann man nur als einzigen Alptraum
bezeichnen, den nur er selbst und sein Aboriginal-Führer
überlebt haben. Hunger und Durst, Staub, Hitze und
Fliegen quälten sie täglich. Und als sein weißer
Freund (John Baxter) von zwei Aboriginal-Begleitern ermordet
wurde, die dann spurlos verschwanden, musste Eyre die entsetzliche
Einsamkeit in der Halbwüste ertragen, zumal er sich
auf die Loyalität des dritten Aboriginal nicht verlassen
konnte. Nach knapp 4 Monaten stolperten die beiden Überlebenden
- Eyre und sein Aboriginal-Begleiter Wylie - in die Lucky
Bay, wo sie das Glück hatten, von einem zufällig
anwesenden französischen Walfangboot aufgenommen zu
werden. Auf dieses Expedition wurden weder Weidegründe
für Vieh noch eine Route für einen Viehtrieb gefunden.
Beides gab es nicht.
Erst 1912 gelang die erste Durchquerung mit einem Auto auf
einer Reihe von schwer zu befahrenden Pisten, die von den
Kamel-Karawanen benutzt worden waren. Im
2. Weltkrieg wurde die Straße - der Eyre HWY - gebaut.
Aber noch in den Sechzigern war eine Fahrt mit einem normalen
Auto ein Abenteuer, das in den Zeitungen von Perth Erwähnung
fand. Seit 1976 ist dagegen die Durchquerung der Nullarbor
mit dem Auto problemlos, da der HWY durchgehend asphaltiert
ist. Rasthäuser, Caravan Parks und Tankstellen bieten
alles, was man als Reisender benötigt. Nur sind die
Preise für Benzin höher als sonst in Australien
üblich. (2011 war die preiswerteste Tankstelle in Eucla.)
Eine Attraktion sind aber die bis zu 100m hohen Kliffs
("Bunda Cliff"). Das Plateau fällt zwischen
Eucla und der Head of Bight überall senkrecht ab, ohne
irgendwelche Höhlen oder Absätze, da es in dieser
Kalkplatte keine weicheren Schichten gibt, die ausgehöhlt
werden könnten. Der Highway verläuft in weniger
als 2km Abstand zur Küste, so dass man leicht auf Pisten
die fünf Aussichtsplätze an der Steilküste
erreichen kann, wobei die westlichste wohl die schönste
ist.
Entstehung
der Nullarbor:
Die
Nullarbor-Ebene, ein ca. 200.000 Quadratkilometer großes
Kalksteinplateau,
ist
an der Oberfläche wasserlos und ohne menschliche
Siedlungen, windzerzaust und baumlos, im Sommer zusätzlich
heiß und ausgedörrt. Aber unter der Oberfläche
existiert eine versteckte Welt: ein weitverzweigtes Höhlensystem
mit riesigen Kavernen, in denen unterirdische Bäche
und Flüsse existieren. Eines der größten
Karstsysteme der Welt. Entstanden ist dieses unterirdische
System aber zu einer Zeit, in der es mehr Regenfälle
gegeben hat als heute.
Vor
20 Millionen Jahren lagerten sich kalkige Sedimente im
Meer ab und bildeten eine ca. 300m dicke Schicht. Erst
vor 3 Millionen Jahren wurde diese Platte langsam aus
dem Meer gehoben und formt nun ein riesiges brettebenes
Tafelland. Da die Kalke das wenige Regenwasser - weniger
als 250mm pro Jahr - nicht halten können, versickert
es in den Untergrund und hat dort riesige Kavernen und
Höhlen ausgewaschen. Die Landschaft ist also eine
typische Karstlandschaft.
Das Land ist so trocken, ohne jedes offene Wasser und
im Sommer ist es so heiß, dass nur wenige Pflanzen
dort überleben können: ein Salzbusch, ein sog.
Bluebush und sehr verstreut Mallee-Bäume.
Deswegen hat diese Halbwüste auch vom ersten Durchquerer
Eyre (1841) den Namen "null arbor" (lateinisch:
nullus arbor = kein Baum) bekommen.
Saltbush und Bluebush gehören zur Gruppe der Melden
(Chenopodiaceae), die weltweit in Trockenzonen mit salzhaltigem
Böden eine bedeutende Rolle spielen. Manche von ihnen
sind kultiviert als Spinat, Zuckerrübe etc..
Der
Salzbusch (Saltbush = Atriplex
vesicularia)
liebt weder salzhaltige Böden, noch ist er salztolerant.
Seine Blätter und dementsprechend auch alle anderen
Zellen enthalten viel höhere Konzentrationen an Kochsalz,
als im kalkhaltigem Boden vorhanden sind. Er speichert in
seinen Blättern Salz und erst Überschüsse
davon gibt er mit Hilfe bestimmter Zellen ab. Durch diesen
hohen Salzgehalt - auch in den Wurzelzellen - hat die Pflanze
eine sehr große Saugkraft (die Zellen
haben einen sehr hohen osmotischen Druck), sie kann also
Wasser aus dem Boden aufnehmen, im dem nur ganz wenig Wasser
ist.
Als weitere Anpassung an die Trockenheit entwickelt der
Salzbusch ein ausgedehntes, oberflächennahes Wurzelwerk,
so dass er Feuchtigkeit aufnehmen kann, ehe sie in die tieferen
salzreicheren Bodenschichten sickern kann. Gleichzeitig
halten die Pflanzen dadurch immer einen deutlichen Abstand
zueinander .
Während zu starker Trockenheit lässt er all seine
Blätter fallen. Seine Samen können viele Jahre
überdauern und trotzdem keimfähig bleiben. Gibt
es nach ausreichenden Winterregen genügend Feuchtigkeit,
so keimen sie und wachsen zu einem ausdauernden Zwergstrauch
heran
Blaubusch
( Bluebush Maireana pyramidata)
Der
Blaubusch (Bluebush, Maireana pyramidata) besitzt lange
tief in den sandigen Boden hinabreichende Wurzeln, so dass
er eine zuverlässigere Wasserversorgung hat als der
Salzbusch. Dadurch kann er auch höhere Temperaturen
ertragen als der Salzbusch. Nur wenn er abstirbt, lässt
er seine Blätter fallen. Seine Samen keimen im Sommer
nach ausreichenden Niederschlägen.
Beide
Arten haben also verschiedene Strategien entwickelt, um
in der harschen Umwelt der Nullarbor zu überleben.