Macdonnell Ranges, Ormiston Gorge, The Wall
Macdonnell Ranges: Am Nachmittag glüht förmlich die Wand der Ormiston Gorge

Ormiston Gorge, einer der schönsten Schluchten in den Macdonnell Ranges:

Die parallel verlaufenden Kämme der Macdonnell Ranges werden durchbrochen durch einige Bäche/Flüsse. Die weite Ormiston Gorge ist nach unserer Meinung die schönste dieser Gaps. Sie ist vom Ormiston Creek geschaffen, einem Nebenfluss des Finke Rivers. Besonders am späten Nachmittag zeigt die Schlucht durch die kräftige Rotbraunfärbung ihre ganze Pracht. (Will man die Schlucht genießen, so sollte man nicht zu spät am Nachmittag kommen, da dann diese Wand schon im Schatten der umliegenden Berge liegen kann.)

Schwarzfuß-Felskänguru (Black-footed Rock Wallaby = Petrogale laterales), Kampf
Schwarzfuß-Felskänguru (Black-footed Rock Wallaby = Petrogale laterales), unten: Aggression zwischen zwei Männchen

Schwarzfuß-Felskänguru (Black-footed Rock Wallaby = Petrogale laterales):

Kleine Kolonien von Schwarzfuß-Felskängurus leben in der Ormiston und in der Glen Helen Gorge und in dem Blockgewirr von Simpsons Gap. Übrigens ihre Füße sind nicht schwarz, nur die Sohlen. Deshalb haben sie diesen Namen erhalten.

Felskängurus sind nur mittelgroße Kängurus, die eigentlich von Größe und Gewicht als Wallaby bezeichnet werden müssten.

Alle Arten der Felskängurus leben im Bereich von felsigen, zerklüfteten Steilhängen, dort wo Höhlen und Felsnischen ihnen genügend Schutz vor Feinden (Dingos, Adler und eingeführte Raubtiere wie Katzen und Füchse) und vor der Tageshitze bieten. Erst in den kühleren Abendstunden kommen sie aus ihren Verstecken. Dabei ist es beeindruckend, mit welcher Sicherheit und Geschicklichkeit diese Tiere von Felsblock zu Felsblock über tiefe Spalten springen. Ihre bis zu 4m weiten Sprünge werden ermöglicht durch kräftige, muskulöse Hinterbeine, dicke Ballen an den Hinterfüßen zur besseren Haftung auf dem Felsen und durch einen muskulösen Schwanz zum Balanzieren und Steuern.

Erst abends kommen sie aus ihren schattigen Verstecken in der Felswand, um am Fuße des Felsen zu grasen. Dabei sind sie außerordentlich genügsam und fressen außer Gras auch Blätter, Früchte oder zur Not auch Baumrinde oder Wurzeln. Ein spezieller Magen hilft diese faserreiche Kost zu verdauen.

Felskängurus leben in sozialen Gemeinschaften, wobei deren Größe von der Menge an Futter wie an Verstecken bestimmt wird. In den Kolonien herrscht eine strenge Rangordnung, nur die stärksten Tiere haben Zugang zum zentralen Gebiet der Kolonie, in denen die meisten und besten Verstecke vorhanden sind, in dem auch die Weibchen Zuflucht finden. Diese Rangordnung wird erkämpft und gehalten durch Fauchen, Stampfen mit den Füßen auf den Boden und dann auch durch Kämpfe (Bild siehe oben).

Die Fortpflanzung ist während des ganzen Jahres möglich, nur die meisten Nachkommen werden geboren, wenn die Bedingungen günstig sind. Bei Dürre kann das Weibchen einen Embryo in den Ruhezustand versetzen oder sogar ein Junges im Beutel verdursten lassen, so dass es meist selbst überlebt.

Auseinandersetzungen zwischen Männchen werden durch eine Form von Wrestling ausgefochten (siehe Bilder in der Mitte). Sie stellen sich aufrecht auf die Hinterbeine, stützen sich mit dem Schwanz ab und versuchen den Kontrahenten mit den Vorderarmen niederzuringen oder niederzuschlagen. Besonders der Verlierer versucht den anderen mit den Hinterbeinen zu treten, wobei er den Schwanz zum Abstützen einsetzt. Damit kann er sich aus der Umklammerung des anderen lösen und fliehen. (Im Gegensatz zum Boxen mit den Vorderbeinen ist das Treten mit den Hinterbeinen, die ja mit scharfen Krallen bewehrt sind, wirklich gefährlich für den Kontrahenten, für jeden Rivalen wie auch für jedes Raubtier.)

Generell wird nach genetisch determinierten Regeln gekämpft, damit keiner zu Schaden kommt. In solch einem Fall sprechen wir Biologen von einem Ritual oder von einem Ritualkampf (im Gegensatz zum Beschädigungskampf).

Gefährdung der Felskänguru-Populationen:

Die Anzahlen der Mitglieder dieser Populationen sinken. Die Ursachen sind noch nicht völlig geklärt. Eine große Rolle spielt die Einfuhr von Füchsen und Katzen. Rockwallabies sind diesen Räubern bei der Nahrungssuche in der Ebene schutzlos ausgeliefert. Dadurch werden zusätzlich Wanderungen einzelner Tiere zu weiter entfernt liegenden Populationen unterbunden. Ein Genaustausch unterbleibt, innerhalb einer Population herrscht Inzucht.

Wichtig ist wohl auch die direkte Konkurrenz durch verwilderte Ziegen um Nahrung und Unterschlupf, denn beide Tiergruppen überschneiden sich stark in ihren Ansprüchen, obwohl sie doch recht wenig miteinander verwandt sind.

Zum Spaß dasselbe ein "wenig" ökologischer ausgedrückt:
Die beiden Tierarten, Felskängurus und Ziegen, besetzen dieselbe ökologische Planstelle, die Einnischung ist also sehr ähnlich. Da beide in verschiedenen Kontinenten sich entwickelt haben, sprechen wir von einer Stellenäquivalenz. Nur wenn sie im gleichen Lebensraum (sympatrisch) vorkommen, ist die interspezifische Konkurrenz hoch. Dieses ist nun durch die Einfuhr der Ziegen nach Australien geschehen. Leben beide weiterhin sympatrisch, kommt es nach dem Konkurrenzausschlussprinzip zur Auslöschung der Konkurrenz unterlegenen Art, also der Art, die z.B. eine geringere Vermehrungsrate oder eine geringere Überlebensrate aufweist. Das werden in unserem Fall die Felskängurus und nicht die Ziegen sein. Für eine evolutionäre Veränderung der Arten, so dass es zu Unterschieden nach der Konkurrenzvermeidung kommt, fehlt die Zeit. Es bleibt also nichts anderes übrig, wenn man die Felskängurus erhalten will, als konsequent alle Ziegen in den Biotopen, in denen Felskängurus vorkommen, zu vernichten, was wohl nicht so leicht möglich sein wird.

Fototipp:
Am Nachmittag, wenn die Ormiston Gorge schon im Schatten liegt, kommen die ersten Rockwallabys aus ihren Schlupflöchern heraus. Im Winter kann es früher erfolgen, manchmal scheinen sich die Tiere sogar in der Sonne aufzuwärmen.

Schwarzfuß-Felskänguru (Black-footed Rock Wallaby = Petrogale laterales):
Schwarzfuß-Felskänguru (Black-footed Rock Wallaby = Petrogale laterales):