Carnarvon NP in Queensland mit der Hauptsektion der Carnarvon Gorge:
"Bad for your feet, good for your soul" (Schlecht für deine Füße, gut für deine Seele) charakterisiert diesen Nationalpark recht gut. Man kann wandern, bis die Füße qualmen.
In die schwach gelb gefärbte Sandsteinformation, die vor knapp 200 Mio Jahren entstand, hat der Carnarvon Creek, der im ganzen Jahr Wasser führt, eine 100 bis 200m tiefe Schlucht gefressen. Die Wände der Schlucht sind meist senkrecht und nicht bewachsen.
Durch diese Schlucht führt ein knapp 10km langer Haupt-Wanderweg, der Main Track. Er kreuzt häufiger den Bach, den man dann auf großen gesetzten Steinen trockenen Fußes überqueren kann. (In den letzten Jahren hat der Ranger die Wegführung so verändert, dass der Bach nicht so oft überquert werden muss.) Von diesem Main Track führen einige Seitenwege in mehr oder weniger enge Seitenschluchten und zu einer Aboriginal Galerie ab. Ein weiterer steiler Weg führt zu einem Aussichtspunkt (Boolimba Bluff) auf der Schulter der Schlucht, von der man einen großartigen Ausblick hat.
Die Hauptsektion dieses Nationalparks ist jetzt leicht auf asphaltierten Straßen* zu erreichen. Bei der Anfahrt sind aber mindestens zwei Flussdurchquerungen zu meistern. In der winterlichen Trockenzeit kein Problem, im Sommer kann der Carnarvon Creek aber so stark angeschwollen sein, dass der Zugang zur Carnarvon Gorge gesperrt ist.
Die Wanderwege sind gut ausgebaut, die Flussquerungen gelingen in der trockeneren Jahreszeit trockenen Fußes auf Trittsteinen, Steigungen werden zumeist mittels Treppenstufen überwunden, letzteres gilt besonders für die Wege in die Seitenschluchten.
Man hat also genügend Möglichkeiten, seine Beine zu strapazieren und sein seelisches Gleichgewicht zu erreichen.
*Das Erreichen dieses Parks war 1983 noch recht abenteuerlich. Der Anfahrtsweg war weder asphaltiert noch geschottert. Als wir damals im Juli zum Park fuhren, hatte es dort eine Woche zuvor stark geregnet. Wir fanden den Boden des Zufahrtweges zwar durchgetrocknet, aber gezeichnet von vielen tiefen Radspuren vor, die von Geländewagen herrührten. Wir waren viele Hundert Kilometer zum Park gefahren, also wollten wir ihn auf jeden Fall - auch mit einem normalen Kleinbus - erreichen. Wir mussten 40km nur auf den Graten zwischen den Radspuren fahren, kein einziges Mal durften wir in eine der tiefen Rinnen kommen, denn sonst hätten wir uns festgefahren. Ein Schweiß treibendes Unterfangen! Und zum Schluss kam noch die tiefe Furt des Carnarvon Creeks, der recht viel Wasser führte. Wir wagten die Durchfahrt erst, als ein Australier mit seinem Geländewagen hielt und auf uns wartete.
Dafür war der Campingplatz im Nationalpark nur schwach besetzt, wir durften damals noch ein Lagerfeuer machen. Bei Dunkelheit kamen die Possums von den Bäumen, um sich füttern zu lassen. Tags mussten wir Obacht geben vor den Kookaburras, die in großer Zahl im Camp nach Gelegenheiten, Futter zu stibitzen, Ausschau hielten. Die Australier rächten sich an ihnen, in dem sie ihnen einen Teil ihres Frühstücks überließen: die Schwartenstreifen ihres Frühstückspeckes. Ein Kookaburra begann den Streifen zu verschlingen, ein anderer sah es und schnappte nach dem anderen Ende. Jetzt begann ein unendliches "Tauziehen", jeder der beiden Vögel versuchte dem anderen den Streifen aus dem Schlund zu ziehen. Keiner gab auf. Meist hatte ich dann irgendwann Mitleid und beendete den Kampf, indem ich den Schwartenstreifen "salomonisch" in der Mitte mit einer Schere durchschnitt.