pfeil-lipfeil-obpfeil-re
Eukalypten im Mt Kaputar NP
Ein fruchtbarer vulkanischer Boden und ausreichende Niederschläge auf dem Mount Kaputar ermöglichen einen dichten Hochwald

Mt Kaputar National Park mit subalpiner Region:

Ein Vulkanausbruch vor 17 Millionen Jahren isolierte den Berg von seiner semiariden Umgebung an der Grenze zwischen dem trockenen Outback im Inneren Australiens und der feuchteren Zone der Great Dividing Range.
Auf dem Berg ist das Klima feucht und kühl, während es in der umgebenden Ebene heiß und trocken ist. Dementsprechend konnten sich hier auf dem Berg Pflanzen und Tiere halten, die völlig isoliert hier leben, die sonst nirgendwo anders mehr vorkommen.

Endemisch für Mt Kaputar: die Nacktschnecke Giant Pink Slug
Endemisch für das Mt Kaputar Bergmassiv: die auffallende Nacktschnecke: Giant Pink Slug = Triboniophorus aff. graeffei

Die endemische Nacktschnecke Giant Pink Slug = Triboniophorus aff. graeffei

Zu diesen isoliert lebenden Arten gehört die unwirklich leuchtend pinkfarbene Nacktschnecke Triboniophorus aff. graeffei (vorläufige wissenschaftliche Benennung), die von den Australiern Giant Pink Slug genannt wird. Na, gigantisch ist ihre Größe nicht, sie erreicht nur eine Länge von ca. 20cm. Sie gehört wie die mitteleuropäischen schwarzen Nacktschnecken zur Gruppe der gehäuselosen Lungenschnecken.

Diese Nacktschnecke kommt ausschließlich in der subalpinen Region in Höhen über 1500m vor. Nur bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit (nachts bei Regen und an sehr feuchten Morgenden und in quelligen Bereichen) kriecht sie aus ihren schützenden Verstecken in der Laubstreu am Boden, um sich von Moosen, einzelligen Algen und winzigen Pilzen zu ernähren, die auf der Wetterseite von Bäumen oder auf Felsen wachsen. Mit ihrer raspelartigen Zunge kann sie Belege dieser Pflanzen abraspeln. Sie ist aber keine reine Vegetarierin, denn sie folgt auch der Schleimspur anderer Schneckenarten, um diese zu überwältigen und damit ihren Speisezettel aufzubessern.

Ungeklärt ist der Vorteil, den die irre Farbe der Nacktschnecke bietet. Ist es eine Anpassung, um Fressfeinde abzuschrecken? Oder bietet es eine bessere Tarnung, wenn sich die Tiere in der Eukalyptus-Laubstreu verstecken?
Oder bietet diese Farbgebung überhaupt Vorteile? Nicht in jedem Fall können wir davon ausgehen, dass die Selektion nur günstige Merkmale auswählt.
So sind Gründerpopulationen von Inselbewohnern häufig sehr klein, sie bestehen nur aus wenigen Individuen. Der gesamte Genpool der entstehenden Population ist also klein. (Biologen sprechen von einem Flaschenhalseffekt). Zufällig können einige dieser Tiere besondere Merkmale (bzw. Gene) besitzen, die im Laufe der Zeit in der wachsenden Population häufiger werden und sich durchsetzen, was z.B. durch Homozygotierung möglich ist. Dabei müssen diese Merkmale nicht einmal günstig sein. Es gab einfach keine anderen Variationen dieses Merkmals und keine sind neu durch Mutation entstanden. Sie dürfen nur nicht besonders nachteilig sein. Wir sprechen dann von einer genetischen Drift.
Bei diesen Nacktschnecken haben wir es auch mit einer "Insel"-Population zu tun. War zufällig eines der Gründertiere zufällig so gefärbt bzw. hatte dieses Farbgen?

Die Einheimischen kannten diese Nacktschnecke schon lange, man meinte, sie wäre eine bestimmte Form einer blass rosafarbenen Nacktschnecke (Red Triangle Slug) des östlichen Australiens. Aber vor kurzem haben Wissenschaftler sie näher untersucht, morphologisch und genetisch, und herausgefunden, dass sie zu einer neuen Art gehört, die es an keiner Stelle außerhalb des Mount Kaputar auf der Welt gibt. Solche Arten nennen wir endemisch bzw. sprechen von Endemiten. Auf Neuguinea kommen die nächsten Verwandten der "Giant Pink Slug" vor.

Man geht davon aus, dass diese Giant Pink Slug ein Relikt aus der feucht kühlen Zeit Australien ist, in der hier feuchte Regenwälder vorkamen. Sie wäre längst ausgestorben, wenn es nicht zur rechten Zeit einen Vulkanausbruch gegeben hätte, der hier in großen Höhen ein kühles feuchtes Refugium geschaffen hätte.

Diese Nacktschnecke lebt völlig isoliert nur ausschließlich in dem sehr kleinen subalpinen Gebiet an der Spitze des Mount Kaputars. Ihr Verbreitungsgebiet ist über Hunderte von Kilometern von einer semiariden Ebene umgeben, die für Nacktschnecken keine Lebensmöglichkeiten bietet. Damit könnte diese Art als eine der ersten bei einer weiteren Klimaerwärmung aussterben.

Picknick in der subalpinen Region unter riesigen Snow und Mountain Gums in der Dawsons Spring Camping Area