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 Mungo NP, Lunette oder "Wall of China"
"The Wall of China" im Mungo NP

Besiedlung Australiens durch den Menschen,
Archäologische Funde im Mungo NP

Oder: Wer war der erste Australier?

""Wall of China" im Mungo NP. Warum ist dieser Dünenwall so  bedeutsam?
Es ist nicht nur die landschaftliche Hauptattraktion des Mungo Nationalparks, sondern auch die bedeutendste archäologische Stätte  Australiens.

Über 100 000 Jahre lang haben Winde am Rande der damaligen riesigen Seen sichelförmige Sanddünen, sogenannte Lunettes, gebildet, den Sand ständig umgelagert, aber auch wieder verfestigt. Aufgewehte Tonminerale und Kalke haben dann die Sandkörner noch fester miteinander verbacken. Je nach Zeit der Ablagerung haben diese Sande verschiedene Farben.
Jahrtausende war dieser Dünenwall bewachsen durch eine Vegetation, die ihn stabilisierte und vor der Erosion schützte. Erst mit der Ankunft der europäischen Siedler am Ende des 19.Jhdts vernichteten eingeführte Tierarten, Schafe und Kaninchen, aber auch Ziegen, den Bewuchs der Dünenkette. Erst dadurch war er schutzlos Winden und den seltenen Regenfällen ausgesetzt, wurde die Erosion so beschleunigt, dass die heutige Situation entstand.
Reste menschlicher Besiedlung wurden frei gelegt, die über die frühe Besiedlung Australiens Auskunft geben. Nur dadurch haben diese alten Dünenzüge eine so außerordentlich große archäologische Bedeutung erhalten.

(Wir selbst hatten das Pech, nach rekordverdächtigen schweren Regenfällen im Januar 2011 dort angekommen zu sein. Die sogenannte "lunette" war besonders stark erodiert und hatte weitere archäologisch interessante Fundstellen freigelegt. Damit diese nicht zerstört wurden, war ein Betreten der ehemaligen Sanddünen verboten. Man konnte sie nur von einer kleinen Aussichtsplattform einsehen und fotografieren.)

Hier am ehemaligen Mungo Lake wurden die ältesten menschlichen Skelette Australiens gefunden, der "Mungo Mann" und die "Mungo Lady", die vor ca. 40 000 Jahren hier rituell begraben worden waren. Sie geben Auskunft über die frühe Besiedlung Australiens durch den Menschen, genauer durch den Homo sapiens, den jetzt lebenden Menschen. Hier hat man neben fossilen Resten ausgestorbener Tiere auch Werkzeuge des Menschen, Reste von Feuerstätten, Haufen von Essensabfällen und weitere Gräber und sogar 20 000 Jahre alte Fußspuren des Menschen gefunden.
Am Rande der heute völlig ausgetrockneten Seen haben also schon vor 40 000 Jahren Menschen gelebt, ihre Lager aufgeschlagen, ihre Nahrung an Feuerstätten zubereitet und verzehrt und ihre Toten begraben.

Wie haben Menschen Australien besiedeln können?

Nach der Out-of-Africa-Theorie" ist der heute lebende Mensch in Ostafrika entstanden. In verschiedenen Wanderungswellen hat er dann die verschiedenen Kontinente besiedelt. Vor ca. 100 000 Jahren hat der heutige Mensch schon im Bereich von Palästina (Qafzeh-Höhle am Berg Karmel im heutigen Israel) gelebt - interessanterweise lebten zur gleichen Zeit in dieser Region auch noch Neandertaler.
Wann und über welchen Weg die Menschen weiter entlang der Küsten über Persien, Indien und Hinterindien nach Osten gewandert sind, ist noch in der Diskussion. Das geschah nicht in einem Zug, sondern über Generationen hinweg. Man wanderte weiter, wenn man nicht mehr genügend Nahrung in einem Siedlungsgebiet fand.
Da die küstennahen Wanderwege heute vom Meer überflutet sind, hat man bisher nur sehr wenige Beweise dafür finden können.

Australien ist seit 55Mio Jahren aber immer eine Insel und vom Rest der Welt durch Wasserstraßen abgetrennt gewesen. Während der letzten Kaltphase (Eiszeit) hatte vor ca. 65 000 Jahren der Meeresspiegel seinen tiefsten Stand erreicht, er lag zeitweise ca. 150m tiefer als heute. Dadurch lag der heutige Festlandssockel Ostasiens trocken. Die ostindischen Inseln (Borneo, Sumatra und Java und weitere Inseln) waren zu einer mehr oder weniger einheitlichen Landmasse verschmolzen und hatten damit einen Anschluss an das asiatische Festland bekommen, sie gehörten als Halbinsel zum asiatischen Festland. Menschen konnten trockenen Fußes hindurch wandern. Ebenso bildeten Neuguinea, Australien und Tasmanien einen gemeinsamen Inselkontinent, der durch eine Meeresstraße von über 100km Breite vom damaligen asiatischen Festland getrennt war.

Die ersten Entdecker Australiens mussten also "Seefahrer" gewesen sein. Es gibt leider keine archäologische Funde, die dieses beweisen. Aber man kann wohl annehmen, dass diese Menschen schon früh für den Fischfang Flöße gebaut haben, da diese das einfachste Fortbewegungsmittel auf dem Wasser waren. Die dafür sehr geeigneten Bambus-Stämme standen reichlich zur Verfügung.
Über eine Distanz von 100km kann man aber auf Grund der Erdkrümmung nicht sehen. Man sieht immer nur offenen Ozean. Warum sollten die damaligen Menschen diese Reise ins Ungewisse unternommen haben? Sind sie zufällig nur durch einen Sturm oder durch Strömungen abgetrieben worden? Oder gab der Rauch von riesigen Buschfeuern auf Australien den ersten Entdeckern die Gewissheit, dass sie in südlicher Richtung hinter dem Horizont auf Land stoßen würden!??

Wann die Besiedlung genau stattfand, weiß man - noch - nicht mit Gewissheit. Die ersten Siedlungsspuren - im Norden Australiens - wurden auf ein Alter von 60 000 Jahren bestimmt. Da es aber bestimmt nur wenige kleine Gruppen waren, die die gefährliche Überfahrt wagten, ist die Wahrscheinlichkeit, weitere erhalten gebliebene archäologische Spuren zu finden, nur sehr gering.

Die Menschen fanden einen riesigen unbesiedelten Kontinent vor, den sie erst in Jahrtausenden langsam besiedeln konnten. Zuerst wohl nur die Küstenregionen und erst später das Inland. Spätestens vor 40 000 Jahren erreichten sie das Gebiet des heutigen Willandra-Beckens. Hier fanden sie Bedingungen vor, die es ihnen über Tausende von Jahren ermöglichte dort zu leben.

Vor ca. 15 000 Jahren trockneten die Seen aus, die Menschen mussten weiter wandern, da sie hier nicht mehr überleben konnten. Und so fanden weiße Forscher diese Gegend im 19.Jahrhundert menschenlos vor.

Wer mehr und Genaueres darüber erfahren möchte:

Gute Darstellung über die Besiedlung Australiens und viele weitere Probleme über die Entstehung der Menschen:

Nachweise über frühe Hochseefischer:

Hervorragende Darstellung/Diskussion über viele Probleme der Entstehung des heutigen Menschen.

Fototipp: Besonders im Abendlicht entfalten diese ehemaligen Bogendünen = "Lunettes" ihre ganze Pracht. Mit einem Teleobjektiv gelangten die vorliegenden Fotos von der Besucherplattform aus.

NSW, Lake Mungo, Lunette Dünen
Die Bogendünen - Lunette-Dünen - im Mungo NP