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Nambung NP, WA, Pinnacles Desert
Nambung NP: die phantastische Landschaft Pinnacles Desert am späten Nachmittag

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchten die Pinnacles Desert im Nambung NP, die zu den phantastischsten Landschaften Australiens gehört.

Entstehung der Pinnacles Desert im Nambung NP:

Die Entstehung dieser Kalksäulen wird auf verschiedene Weise von Wissenschaftlern erklärt, sie ist immer noch Gegenstand von Kontroversen, die australischen Geologen werden noch lange etwas zu tun haben.
in einem stimmen aber alle Erklärungen überein:
Die Brandung zerrieb Muschel- und Schneckenschalen zu feinem Kalk. Es entstanden weiße Kalksande, die beim Freiliegen des Strandes zu Sanddünen zusammengeweht wurden. (siehe übernächste Seite).
In einer regenreicheren Periode verfestigte eine Vegetation diese Dünen. Regenwasser durchdrang den Sand, löste den Kalk und lagerte ihn in einer Schicht unterhalb der Oberfläche ab. Der Kalk verfestigt sich, er zementiert in einer Schicht.

Und damit endet die Einigkeit.
1) Eine Erklärung mittels der Entstehung von Zeugenbergen überzeugt mich nicht. Ich habe nadelförmige Zeugenberge in Namibia (der sogenannte "Finger Gottes", jetzt zerstört) und Spanien (Castil de Tierra in den Bàrdenas im Ebro-Tal) gesehen. Diese sehen anders aus. Sie entstehen immer in Schichtstufenlandschaften, deren Schichten verschieden stark der Verwitterung trotzen. Die oberste Schicht ist am erosionsbeständigsten. Solch ein nadelförmiger Berg ist dann der allerletzte Rest eines völlig isolierten Sporns der obersten Schicht. Es sind Einzelerscheinungen, die nicht beständig sind und leicht völlig erodieren, wenn die Deckplatte abrutscht. Es gibt sie nirgends in solch einer Dichte wie in der Pinnacles Desert.

2) Die Hypothese mit den Kalkanlagerungen an Wurzeln finde ich schon überzeugender. Pflanzenwurzeln nehmen aus der Umgebung Wasser und Salze auf - an ariden Standorten sogar mit sehr hoher Saugkraft. Dabei wird die Salzaufnahme kontrolliert, nicht benötigte Salze werden nicht mit dem Wasser aufgenommen. Das wären hier z. B. Calciumverbindungen, die in viel zu hoher Konzentration vorkommen. Diese würden dann im nahen Umkreis der Wurzel auskristallisieren. Es entsteht ein Kalkmantel um die Wurzel herum. Solche verkalkte Wurzeln findet man in selten besuchten Stellen des Parks (siehe vorige Seite, Bild Mitte rechts). Nach Verrottung der Wurzel bleibt ein Kanal offen. Daran erkennt man sie. Auch wenn letzterer in späterer Zeit gefüllt werden würde z.B. mit Kalk, müsste man ihn nachweisen können, es würden entsprechende Strukturen entstehen, die man bei Querschnitten erkennen könnte.
Aber wie sollten dann solch massive Säulen wie in der Pinnacles Desert entstanden sein?

3) Ich habe hier die Erklärung der Entstehung gewählt, die mir am plausibelsten erscheint. Sie steht im Einklang mit bestimmten chemischen Prozessen/Reaktionen.

Castil de Tierra in den Bardenas in Aragon
Ein echter nadelförmiger Zeugenberg, das Castil de Tierra in den Bardenas in Aragon, Spanien
Entstehung der Pinnacles im Num
Theorie zur Entstehung der Pinnacles, nach H. Grasswell, Australia, verändert (Erklärungen im Text)

Theorie zur Entstehung der Pinnacles:

Die Pinnacles sind geologisch junge Bildungen. Im Zuge der letzten Eiszeit zog sich vor ca. 25 000 Jahren das Meer etwas zurück und legte damit Meeressedimente frei, deren Sande reich an zerbrochenen und zerriebenen Schnecken- und Muschelschalen waren (siehe auch übernächste Seite).

Abb.1):
Dieser kalkhaltige Sand wurde zu hohen Sanddünen zusammengeweht , deren Oberfläche im Laufe einer regenreicheren Zeit durch eine Vegetation verfestigt wurde.
Durch abgestorbenes Pflanzenmaterial, das zu Huminsäuren abgebaut wurde und wird, zeichnete sich die oberste Sandschicht durch einen gering erhöhten Säuregrad aus**.

Abb.2):
Leicht saures durchsickerndes Regenwasser löste den Kalk*, der im Sand verteilt vorkam, trug ihn mit sich - das geschah besonders in der regenreichen Zeit des Winters - und ließ ihn in einer bestimmten Tiefe wieder auskristallisieren - besonders während der sommerlichen Trockenzeit. Es entstand eine harte Kalk-Sand-Schicht in einem bestimmten Abstand unter der Oberfläche der Sanddüne. Die Australier nennen diese Schicht Tamala Limestone, die noch an der Oberfläche einiger Kuppen erhalten geblieben ist .

Abb.3+4):
Durch tief herunterreichende Wurzeln der Vegetation entstanden in dieser Kalk-Sand-Schicht Risse und Löcher. Besonders an diesen Stellen wurde wiederum Kalk durch hindurch sickerndes Wasser von heftigen Regenfällen gelöst und durch diese Öffnungen in tiefere Schichten transportiert. Hier kristallisierte wiederum der Kalk aus*. Da das Wasser nur an bestimmten Stellen hindurch sickerte, häufte sich der Kalk nur an bestimmten Punkten im tieferen Untergrund an und bildete in vielen Jahrhunderten eine Kalksäule innerhalb der Sanddüne. Langsam wurde die abdeckende Kalkschicht gänzlich aufgelöst und zerstört.

Abb.5).
Neuer Sand wurde auf die bewachsenen Dünen geweht, wodurch deren Vegetation erstickte und die Dünen ihre Festigkeit verloren.

Abb.6).
Starke Winde - vornehmlich aus dem Süden - konnten den Sand der Dünen abtragen, wodurch die Kalksäulen freigelegt wurden.

*) Regenwasser (H2O) ist immer durch die Lösung von wenig Kohlendioxid (CO2) aus der Luft schwach sauer, das mit unlöslichem Kalk (Calciumcarbonat CaCO3) unter Bildung von löslichen Calciumhydrogencarbonat (Ca2+ und HCO3-) reagiert. Durch Entweichen von Kohlendioxid kann diese Reaktion umgekehrt werden, d.h. aus Calciumhydrogencarbonat wird wiederum unlösliches Calciumcarbonat, das ausfällt.
Dieser chemisch umkehrbare Vorgang ist ebenfalls grundlegend für die Entstehung der Stalaktiten und Stalakmiten der Höhlen in den Karstgebieten der Erde.
**) Dieser Lösungsvorgang des Kalkes wird nach Meinung mancher Autoren unterstützt durch die Bildung von Huminsäuren (bei uns im Humus enthalten), die durch den Abbau abgestorbenen Pflanzenmaterials entstehen. Durch die Lösung von Huminsäuren steigt der Säuregehalt des Regenwassers, dass dann effektiver den Kalk lösen kann. Gleichzeitig werden aber die gelösten Calcium-Salze recht fest komplex gebunden, so dass sie nicht so leicht wieder zu unlöslichem Kalk ausgefällt werden können. Deswegen kann meines Erachtens dieser Lösungsvorgang nicht so wichtig für die Bildung der Kalksäulen gewesen sein.

Pinnacles Desert im Nambung NP, WA
Pinnacles Desert im Nambung NP, geformt durch Wind und Sand